InsurTech ist ein Überbegriff für Startups in der Versicherungs-Branche. Ein Startup ist ein junges Unternehmen, welches mit innovativen Geschäftsmodellen frischen Wind in die Geschäftswelt bringen möchte. Meist wird damit mit alten Traditionen gebrochen und Geschäftsfelder wie der Versicherungsmarkt erleben eine Art Frischzellenkur.
So streben die meisten Versicherungs-Startup eine Versicherungskultur an, die einfach, modern und digital ist. Hier erfahren Sie, was es mit den meist noch unbekannten Versicherungs-Startups auf sich hat und was Sie darüber wissen sollten.
Was sind InsurTech Versicherungs-Startups?
InsurTech ist keine Marke oder Unternehmen. InsurTech steht kurz für „Insurance Technology“ und lässt sich mit „Versicherungs-Technologie“ übersetzen. Besser ist möglicherweise die Bezeichnung „Technologieunternehmen im Versicherungsbereich“. Vielleicht kennen Sie den Begriff FinTech-Unternehmen. Das sind junge Unternehmen, die frischen Wind in den Finanzsektor bringen möchten, beispielsweise mit besonders einfachen Möglichkeiten zur Geldanlage.
Kurzum: Innovationen können einem Markt nur gut tun. Wer sich nur auf alteingesessene Strukturen verlässt, verliert irgendwann den Anschluss, gerade in der sich immer schneller entwickelnden digitalen Welt. Solche Startups versuchen das mit dem Versicherungs-Sektor, denn wünschen Sie sich nicht manchmal auch, dass Ihre Versicherungen transparenter, unkomplizierter und dazu noch günstiger wären?
Wie sicher ist mein Geld bei neuen Versicherungsanbietern? Kann man ihnen vertrauen?
Gerade Versicherungen sind Verträge, bei denen die Deutschen auf Tradition setzen. Traditionsreiche Unternehmen genießen automatisch einen Vertrauensvorschuss. Wenn jemand zum Beispiel Allianz, Axa, Nürnberger oder Provinzial hört, denkt er an sehr alteingesessene Unternehmen, bei denen schon die Eltern oder gar die Großeltern ihr Leben lang versichert waren. Diese Versicherungen müssen gut sein und selbst wenn sie vielleicht ein wenig teurer sind, versichert man sein Hab und Gut lieber dort als bei einem Versicherungsunternehmen, welches man nicht kennt.
Wenn Sie sich den Markt anschauen werden Sie merken, dass in den letzten Jahren einige neue Versicherungen entstanden sind. Diese neuen Anbieter sind in der Regel neue Marken und Zusammenschlüsse großer bestehender Versicherungsanbieter. Häufig sind die neuen Anbieter auch nur Ableger, die das Direktversicherungs-Geschäft eines Versicherers betreiben. In diesem Sinne sind es Marken, wie die ERGO Direkt ein Unternehmen der ERGO-Gruppe ist.
Genau das ist ein großes Problem, welches neue und unbekannte Versicherungsunternehmen haben. Die Hürden, um die Lizenz für das Versicherungsgeschäft in Deutschland zu bekommen, sind enorm hoch. Allein die Rücklagen, die für das Geschäft mit Haftpflichtversicherungen notwendig sind, kann kaum ein Startup aufbringen, einen solchen Kredit dürfte kaum eine Bank vergeben.
Ein junges Unternehmen hat auf dem Markt allein schon aufgrund der Zulassungsvoraussetzungen kaum eine Chance. Sie bekommen aber eine Chance, wenn sie mit einem Rückversicherer zusammenarbeiten. Ein Rückversicherer ist im Grunde ein Unternehmen, welches die Versicherung versichert. Es deckt der jungen Versicherung quasi den Rücken. So ist zum Beispiel das Startup Adam Riese durch die W&W‑Gruppe rückversichert, also durch die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe. Sollte Adam Riese in Zahlungsschwierigkeiten kommen, springt die Gruppe ein.
Beispiel: Ein kleines Team aus jungen und motivierten Menschen entwickelt ein einfaches Modell für eine Privathaftpflichtversicherung. Das Team entwickelt das Geschäftsmodell und die Software hinter der digital angebotenen Versicherung an. Nun möchte das Jungunternehmen die Versicherung natürlich anbieten. Dafür braucht es viel Kapital und natürlich Kunden. Wenn gleich im ersten Jahr vielleicht 1.000 Kunden das Angebot nutzen und es bereits zu Schäden in Millionenhöhen kommt, ist das Unternehmen wohl nicht mehr zu halten. An dieser Stelle kommt der Rückversicherer ins Spiel und sichert ab, dass die Schäden reguliert werden.
Sie sehen, dass Sie Ihr Geld und vor allem die damit verbundenen Sicherheiten nicht einem kleinen Trupp von Menschen anvertrauen, deren Geschäftsmodell durch solche Fälle von einem Tag auf den anderen zusammenbrechen kann. Die Rückversicherer stellen nicht nur Geld zur Verfügung, sondern auch ihre Erfahrungen und Technik. Somit ist das Beste aus zwei Welten vereint: Erfahrung und finanzielle Rückendeckung von etablierten Großunternehmen und der digitale Innovationsgeist der dynamischen und jungen digitalen Welt.
Warum sind die neuen Versicherer so unbekannt?
Obgleich ein großer Rückversicherer hinter einem InsurTech-Startup steht, bleibt das Unternehmen für sich selbst verantwortlich. Es muss wirtschaftlich arbeiten, den Mitarbeitern die Gehälter zahlen können und noch viel mehr. Daher muss gespart werden, aber nicht an den Leistungen. Gespart wird zum Beispiel bei den Vertriebswegen. Alles erfolgt digital, es wird nicht viel Geld für Außenstellen oder ein Filialnetz benötigt. Ohne Filialen wird eine Versicherung aber auch weniger wahrgenommen.
Der Vertrieb erfolgt über Versicherungsmakler oder Vergleichsplattformen wie verivox oder check24. Das spart eine Menge Geld und erschließt einen breiten Markt, denn Versicherungsvergleiche kostenlos online durchzuführen erfreut sich immer weiter wachsender Beliebtheit.
Was ein junges Unternehmen leider in der Regel nicht finanzieren kann, ist eine große Werbekampagne. Werbespots sind im deutschen Fernsehen recht teuer. Einen gut platzierten Werbespot mit 30 Sekunden Länge auszustrahlen, kostet schon abseits des Hauptprogramms schnell einen fünfstelligen Betrag. Fernsehwerbung auf mehreren Sendern zur besten Sendezeit für die Zielgruppe zu schalten, kann sich ein Startup auch in der Versicherungsbranche nur äußerst selten leisten. Bundesweite Plakatwerbung ist auch nicht billig zu realisieren.
Bleibt also nur die Werbung über das Internet und Social-Media. Da viele Menschen Werbeblocker einsetzen und / oder eine gewisse Werbeblindheit entwickelt haben, verpufft ein Teil des Werbeeffekts schnell und wahrscheinlich ist es für die meisten jungen Erwachsenen auch nicht besonders interessant, einer Versicherung auf sozialen Netzwerken zu folgen.
Wenn ein großes Versicherungsunternehmen nun zum Beispiel die Sparte der Direktversicherung in ein neues Unternehmen ausgliedert, hat sie das Kapital, es durch eine massive Werbekampagne bekannt zu machen. Innerhalb von wenigen Tagen hat dann im ganzen Land so gut wie jeder Mensch zumindest von dem Anbieter gehört. Startups haben diese Möglichkeit eben einfach nicht.
Welche Vorteile bieten Versicherungs-Startups? Warum sollte es mich interessieren?
Die Vorteile sämtlicher Versicherungs-Startups können wir natürlich nicht auflisten. Stattdessen konzentrieren wir uns einmal auf digitale Versicherungsanbieter bzw. Anbieter digitaler Versicherungen. Wenn Sie an Versicherungen denken, denken Sie womöglich wie so viele Menschen an Formulare, Verträge, Kleingedrucktes und jede Menge Papierkram im Leistungsfall.
Wenn Sie bereits etwas älter sind, kennen Sie das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit und als junger Erwachsener haben Sie vielleicht noch die Tage im Hinterkopf, an denen der Versicherungsmakler mit einem großen Koffer nach Hause kam und mit Ihren Eltern unzählige Broschüren, Akten und Formulare durchgegangen ist. Diese Tage waren für Ihre Eltern bestimmt nicht die Highlights des Jahres.
Junge und innovative Versicherungsanbieter möchten das Geschäft in die Moderne übertragen und die Versicherungen an die Wünsche der digitalen Generation anpassen. Das Leben verschiebt sich immer mehr ins Internet. Onlineshopping hat das Katalogewälzen so gut wie abgeschafft. Die Kommunikation zwischen Menschen und Unternehmen verlagert sich auch immer weiter in Richtung Email oder Messenger-Dienste. Wann haben Sie zuletzt etwas anderes in Ihrem Briefkasten gefunden als Prospekte, Rechnungen oder Abholscheine für Pakete? Und wie oft sind Sie in den vergangenen Jahren mit einer Überweisung zur Bank gegangen oder haben Ihre Kontoauszüge zum abheften abgeholt, anstatt alles online zu erledigen?
Warum sollte sich die Versicherungsbranche dieser Entwicklung verweigern? Klare Trends sind ja erkennbar. So ziemlich jeder Versicherungsanbieter bietet mittlerweile zahlreiche Onlinedienste zur Vertragsverwaltung oder Meldung von Schadenfällen. Alle Vertragsunterlagen sind online verfügbar und die Tarifdetails sind auch online einsehbar, wenn man sich für eine Versicherung interessiert.
Aber es geht alles noch einfacher. Digitale Versicherungsanbieter arbeiten immer mehr auf das Modell der „3‑Minuten-Versicherung“ hin. Länger muss es nicht dauern, sich für eine Versicherung zu entscheiden. Es geht dabei gar nicht darum, einfach nur das Antragsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Es geht darum, die gesamte Versicherung transparent und einfach zu gestalten.
Nehmen wir hier mal das Beispiel der Getsurance. Die Krebs-Versicherung der Getsurance ist einfach und transparent: Sie kriegen einen bösartigen Krebstumor, dann kriegen Sie Geld. Bleiben Sie gesund, bekommen Sie kein Geld. Dabei interessiert das Unternehmen nur, wie alt Sie sind und ob Sie rauchen. Ob Ihre Familie mit Krebsfällen vorbelastet ist, interessiert die Getsurance nicht.
Sie geben Ihre grundlegenden Daten ein und füllen einen sehr kurzen Fragebogen mit „Ja / Nein“ Antworten aus. Schon sehen Sie Ihre Beiträge und können diese anpassen, indem Sie die Summe verändern, die Sie im Krebsfall gerne bekommen möchten. Nach Angabe ihrer persönlichen Daten können Sie die Versicherung gleich abschließen.
Selbst bei neueren Versicherungsarten wie der Dread-Disease-Versicherung gibt es oft noch große Hürden. So müssen Sie in den meisten Fällen eine gründliche Gesundheitsprüfung ablegen, die auch Angaben zur gesundheitlichen Vorbelastung in Ihrer Familie mit einschließt. Gab es häufiger Krebserkrankungen, zahlen Sie höhere Beiträge. Zudem ist meistens fest geregelt, welche Voraussetzungen für eine Auszahlung erfüllt sein müssen. Darunter sind teilweise sehr konkrete Voraussetzungen wie bestimmte Blutwerte.
Bei der Getsurance müssen Sie nach der Diagnose zum Beispiel einfach nur den ärztlichen Befund hochladen (ein gut lesbares Handyfoto reicht schon aus). Dann wird der Befund automatisch ausgewertet und die Zahlung veranlasst. Neben dem persönlichen Schicksalsschlag müssen Sie sich nicht auch noch um nervigen Papierkram kümmern.
Das Beispiel lässt sich auf viele Versicherungsarten übertragen. Der Schutz wird ausgewählt und man bekommt gleich die Beitragshöhe angezeigt. Der Versicherungsbedingungen sind einfach und verständlich. Auf komplizierte Klauseln und Kleingedrucktes wird verzichtet. Die richtige Versicherung zu finden wird dadurch zu einem Kinderspiel. Zudem zeigen sich die meisten InsurTech-Unternehmen äußerst flexibel. Viele Versicherungen sind sogar täglich kündbar. Wenn ein besseres Angebot auftaucht, können Sie sofort kündigen und zum besseren Anbieter wechseln. Sie müssen nicht noch warten, bis die Mindestlaufzeit oder eine lange Kündigungsfrist abgelaufen ist.
Gibt es auch Risiken?
Obgleich Versicherungs-Startups bisweilen in diesem Artikel sehr gut weggekommen sind, soll nicht der Eindruck entstehen, wir würden Ihnen bedingungslos dazu raten, Ihrem langjährigen Versicherungsanbieter den Rücken zu kehren, um unbedingt ein junges Startup zu unterstützen.
Eine Gefahr ist, dass Sie durch die Einfachheit der Anmeldung überversichern und Versicherungen abschließen, die Sie gar nicht brauchen. Da die meisten Anbieter jedoch eine sehr kurze bis gar keine Kündigungsfrist haben, können Sie solche Fehler aber schnell und ohne große Kosten korrigieren.
Dazu sollten Sie auch immer einen Versicherungsvergleich im Internet durchführen, denn obwohl die Startups generell versuchen, durch ihre schlanke Struktur möglichst auch die günstigsten Versicherungen anzubieten, bedeutet das nicht, dass sie auch automatisch die günstigsten Versicherungen sind oder automatisch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt anbieten.
Sie sollten auch prüfen, wer hinter den neuen Versicherern steht. Dazu gehört natürlich auch der Rückversicherer. Dieser sollte schon einige Zeit erfolgreich im Geschäft sein, um das Startup auch in schwierigen Zeiten sicher unterstützen zu können. Über die Gründer sollten Sie sich ebenfalls informieren. Haben die Gründer vielleicht schon zwei Startups in den Sand gesetzt oder evtl. sogar schon zuvor ein Unternehmen gegründet, welches erfolgreich ist, sodass sie ihre Energie in den Aufbau eines weiteren Unternehmens stecken?
Ein gewisses Risiko gibt es immer, das ist nicht von der Hand zu weisen. Auch traditionsreiche und große Unternehmen sind nicht vor Risiken gefeit. Oder hätten Sie vor zehn Jahren gedacht, dass einige Banken dahin geraten sind, wo sie jetzt stehen, egal wie freundlich und kompetent sie sich geben?
Wenn Sie Ihre Versicherungen bei einem jungen Startup abschließen, unterstützen Sie dadurch den Wandel im Versicherungsbereich, weg von den Papiertigern, hin in die digitale Welt. Nicht nur die Vertragsverwaltung ändert sich dadurch grundlegend, sondern auch die Art, wie Versicherungen funktionieren.
Es gibt klare, transparente Leistungen und Leistungsfälle. Wahrscheinlich kommt es auch dazu, dass Sie sich nicht nur für einen Tarif entscheiden können, sondern auch die Möglichkeit bekommen, sich Ihren Versicherungsschutz ganz individuell zusammenzuklicken. Leistungen, die Sie nicht benötigen, streichen Sie einfach und können dafür die Leistungen in den für Sie wichtigeren Bereichen erhöhen.
Ob sich diese neue Versicherungskultur am Ende durchsetzt, wird die Zeit zeigen, eine Kristallkugel hat niemand, zumindest keine, in der man tatsächlich die Zukunft sehen kann. Das Risiko ist dabei wahrlich überschaubar, denn hinter den innovativen Unternehmen stehen stets auch erfahrene und finanzstarke Versicherungsunternehmen bzw. Rückversicherer.