Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt eine vereinbarte Rente, wenn der Versicherte seinen Beruf wegen Krankheit oder Invalidität nicht mehr ausüben kann.
Eine gesetzliche Versicherung gegen Berufsunfähigkeit gibt es nicht. In der Regel haben Betroffene daher keine oder allenfalls geringe Ansprüche auf staatliche Hilfen. Mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung, die auch von Verbraucherschützern regelmäßig empfohlen wird, lässt sich das Risiko einer Berufsunfähigkeit absichern.
Im Unterschied zur Unfallversicherung, die ausschließlich bei Unfällen leistet, bietet die sogenannte BU-Police weitreichenden Schutz. Sie leistet unabhängig von der Ursache der Berufsunfähigkeit, beispielsweise auch bei schweren Krankheiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch bei psychischen Krankheiten oder körperlichen Beeinträchtigungen ersetzt die Versicherung das fehlende Arbeitseinkommen durch eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente.
Der Abschluss kann als selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) oder – in Kombination mit einer Pflege‑, Renten- oder Lebenspolice – als Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) erfolgen.
Berufsunfähigkeit & Dienstunfähigkeit
Eine Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn Erwerbstätige dauerhaft nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können. Die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit sind Krankheiten und Unfälle. Können Beamte oder Soldaten ihren Dienst nicht mehr ableisten, spricht man hingegen von Dienstunfähigkeit.
Personen, die eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder Dienstunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben und ihren Beruf nachweislich nicht mehr ausüben können, erhalten eine dauerhafte Rentenzahlung von Ihrem Versicherer. Diese Dienst- oder Berufsunfähigkeitsrente federt die hohen finanziellen Einbußen aus dem Verlust des Arbeitsplatzes ganz oder teilweise ab.
Diese Leistungen sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung bieten
Wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt, ist ohne private Absicherung der finanzielle Absturz vorprogrammiert. Deshalb ist eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) für jeden ein Muss, der nicht von seinem Vermögen leben kann.
Vor dem Versicherungsabschluss stellt sich allerdings die Frage nach der Höhe der Berufsunfähigkeitsrente. Darüber hinaus sind wichtige Vertragsklauseln zu prüfen. Bei Berufsunfähigkeit fällt für den Betroffenen das Arbeitseinkommen komplett aus. Und unvorhergesehene Zusatzausgaben, beispielsweise für eine Haushaltshilfe, können die Finanzlücke zusätzlich verschärfen.
Höhe der Berufsunfähigkeitsrente
Um den Lebensunterhalt bei Erwerbsunfähigkeit weiter bestreiten zu können, sollte man deshalb an der Höhe der Berufsunfähigkeitsrente nicht sparen: Die BU sollte so ausgelegt sein, dass sie das Nettoeinkommen zu mindestens 75 Prozent ersetzen kann. Läuft die Versicherung einmal einige Jahre, deckt die vereinbarte BU-Rente die tatsächlichen Lebenshaltungskosten oft nicht mehr ab. Denn diese sind durch Gehaltserhöhungen und Inflation gestiegen. Sinnvoll ist daher eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Nachversicherungsgarantie, die eine spätere flexible Rentenerhöhung ohne erneute Gesundheitsprüfung ermöglicht.
Berufsunfähigkeitsrente: Pauschale oder Staffel
Die Berufsunfähigkeitsversicherung springt in der Regel dann ein, wenn der Versicherte seinen Beruf mindestens sechs Monate zu wenigstens 50 Prozent nicht mehr ausüben kann. Dann erhält der Betroffene pauschal die vereinbarte Erwerbsunfähigkeitsrente. Alternativ bietet manche BU Staffelregelungen an: Hier bekommt der Versicherte einen Teil der Berufsunfähigkeitsrente schon bei einem geringeren Invaliditätsgrad, zum Beispiel ab 25 Prozent. Die volle Rente erhält man jedoch erst bei einer hochgradigen Berufsunfähigkeit, zum Beispiel ab 75 Prozent. Die Staffelregelung kann günstig sein, wenn man infolge einer schleichenden Erkrankung berufsunfähig wird. Allerdings muss der Betroffene seiner Versicherung jedes Mal nachweisen, dass sich sein Gesundheitszustand erneut verschlechtert hat.
Ist man sich über Art und Höhe der Berufsunfähigkeitsrente im Klaren, bleiben noch zwei wichtige Themenbereiche abzuklären: 1. Welche Berufsunfähigkeitsversicherung bietet die gewünschten Leistungen für die eigene Berufsgruppe günstig an? Hier unterscheiden sich die Monatsprämien zum Teil erheblich (s. Beiträge). 2. Ist die BU so gestaltet, dass sie bei Berufsunfähigkeit auch wirklich zahlt? Eine vermeintlich günstige BU wird zum teuren Verhängnis, wenn Sie im Ernstfall nicht leistet. Und manche Versicherung will sich mit der “abstrakten Verweisung” oder schwammigen Vertragsklauseln von der Leistungspflicht befreien. Böse Überraschungen können Sie nur ausschließen, wenn Sie bei der Berufsunfähigkeitsversicherung auf einige Vertragsklauseln besonders achten.
Glossar: Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) zahlt eine monatliche Rente, wenn der Versicherte aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr seiner Arbeit nachgehen kann. Regelmäßig genügt eine (voraussichtlich dauerhafte) Beeinträchtigung von 50 Prozent, um Leistungen zu erhalten.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung lässt sich entweder als eigenständige Police abschließen oder in Kombination mit einer Risiko- oder Kapitallebensversicherung (sogenannter „Berufsunfähigkeitszusatz“, abgekürzt „BUZ“).
Für wen ist eine BU-Versicherung wichtig?
Ein BU-Schutz ist für Erwerbstätige praktisch unverzichtbar: Jeder Vierte wird im Laufe seines Berufslebens berufsunfähig. Betroffene verlieren mit ihrem Job auch ihr Einkommen. Die Folge: Sie können ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen.
Seit einer Gesetzesnovelle im Jahre 2001 sind die staatlichen Leistungen bei Berufsunfähigkeit gering: Anspruch auf eine gesetzliche BU-Rente haben nur Arbeitnehmer mit Geburtsdatum vor dem 2.1.1961. Jüngere Arbeitnehmer können lediglich eine „Rente wegen Erwerbsminderung“ (Erwerbsminderungsrente) beantragen.
Wie lässt sich eine BU-Police veränderten Lebensumständen anpassen?
In den meisten Fällen ist das Einkommen beim Berufseinstieg am geringsten und steigt im Laufe des Berufslebens an. Einer Versicherungspolice sollte sich daher auch veränderten Lebensumständen anpassen lassen. Dazu bestehen zwei Möglichkeiten:
-
- Dynamisierung: Der Anspruch auf Berufsunfähigkeitsrente steigt regelmäßig um einen bestimmten Prozentsatz. Damit klettern allerdings auch die Beiträge. Die Verträge sind meistens wie folgt gestaltet:
- Der Versicherte kann jedes Jahr neu entscheiden, ob er die Dynamik beibehalten oder aussetzen möchte.
- Wird die Dynamik mehrmals hintereinander pausiert, entfällt sie auch für die restliche Laufzeit.
Ferner gibt es Angebote, bei denen der Versicherer die ausgezahlte BU-Renteregelmäßig dynamisch erhöht.
- Dynamisierung: Der Anspruch auf Berufsunfähigkeitsrente steigt regelmäßig um einen bestimmten Prozentsatz. Damit klettern allerdings auch die Beiträge. Die Verträge sind meistens wie folgt gestaltet:
- Nachversicherungsgarantie: Der BU-Rentenanspruch kann bei vertraglich festgelegten Anlässen erhöht werden, z.B. bei Heirat, Geburt eines Kindes oder einer Gehaltserhöhung.
Was ist der Unterschied zwischen Leistungs- und Versicherungszeit?
Versicherungszeit: Nur wenn die Berufsunfähigkeit innerhalb der vereinbarten Versicherungszeit eintritt, zahlt die Versicherung. Beispiel: Endet die Versicherungszeit mit 50 Jahren und der Kunde wird mit 51 Jahren berufsunfähig, bekommt er keine BU-Rente.
Leistungszeit: Das Lebensalter, bis zu dem der Versicherte im Leistungsfall eine BU-Rente erhält. Beispiel: Der Vertrag sieht eine Leistungszeit bis zum 60. Lebensjahr vor. Wird der Versicherte berufsunfähig, so erhält er eine BU-Rente bis zur Vollendung des 60. Lebensjahres. (In diesem Falle entstünde eine Versicherungslücke bis zum Beginn der gesetzlichen Rente.)
Idealerweise reichen die Leistungszeit und möglichst auch die Versicherungszeit bis zum Beginn der Altersrente. Allerdings müssen solche Verträge (wegen des mit zunehmendem Alter steigenden BU-Risikos) mit höheren Monatsbeiträgen erkauft werden.
Welche Möglichkeiten haben Angehörige von „Risikoberufen“?
So genannte Risikoberufe wie beispielsweise Dachdecker, Fliesenleger oder Kellner haben es schwer, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Oft erhalten Betroffene zwar einen Schutz, aber mit schlechteren Bedingungen wie
- höherer Beitrag,
- geringere Versicherungssumme,
- Kürzung der Versicherungs- und Leistungszeiten und/oder
- Zuschläge oder Ausschluss für bestimmte Krankheiten.
Worauf ist beim Vertragsabschluss zu achten?
Wichtig zu wissen: Beim Vertragsabschluss müssen sämtliche Vorerkrankungen vollständig angeben werden. Wer Erkrankungen verschweigt, riskiert seinen Versicherungsschutz. Allerdings reagieren Versicherer auf Vorerkrankungen häufig mit Leistungsausschlüssen. Beispiel: War ein Antragsteller vor Vertragsabschluss wegen Rückenproblemen in Behandlung, leisten die Versicherer nicht, wenn Erkrankungen der Wirbelsäule ausschlaggebend für eine Berufsunfähigkeit sind.
In gravierenden Fällen kann es sein, dass Betroffene aufgrund ihres persönlichen Risikoprofils keinen Versicherer finden. In diesem Fall können eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung oder eine Dread-Disease-Versicherung Alternativen sein.
Daneben sollten Verbraucher beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung besonders auf folgende Kriterien achten:
- Abstrakte Verweisung: Die Vertragsbedingungen sollten keinesfalls eine "abstrakte Verweisung" erlauben. Sonst kann der Versicherer den Betroffenen im Ernstfall auf eine andere "zumutbare" Tätigkeit verweisen, bei der Ausbildung und erlernter Beruf keine Rolle spielen.
- Gesundheitsfragen: Diese müssen genau und gewissenhaft beantwortet werden. Bei vorliegender Berufsunfähigkeit stellen Versicherer umfangreiche Recherchen an, bevor sie Leistungen gewähren.
- Rückwirkende Zahlung: Der Versicherer sollte Leistungen auch rückwirkend erbringen. Ärzte bescheinigen eine Berufsunfähigkeit oft erst Monate nach ihrem Eintritt. Eine gute Versicherung berücksichtigt das in ihren Bedingungen.
- Frühzeitiger Abschluss: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte möglichst frühzeitig abgeschlossen werden. Geringes Alter und ein erfolgreicher Gesundheits-Check ermöglichen günstige Prämien.
Ratgeber „Berufsunfähigkeit gezielt absichern“
Etwa jeder vierte Arbeitnehmer kann seinen Beruf irgendwann nicht mehr ausüben, weil er berufsunfähig wird. Zum Beispiel wegen eines Unfalls oder wegen psychischer Probleme.
Wie können sich Berufstätige gegen die finanziellen Folgen absichern? Worauf ist besonders zu achten? Und welche Fallstricke lauern in den Versicherungsbedingungen?
Erfahren Sie im Vorsorge & Finanzen-Ratgeber „Berufsunfähigkeit gezielt absichern“
- warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden Arbeitnehmer unverzichtbar ist,
- worauf Sie beim Vertragsabschluss unbedingt achten sollten und
- bei welchen Vertreter-Phrasen Sie hellhörig werden müssen.