Private Krankenversicherung überzeugt durch Spitzenleistungen, hat aber auch einige Tücken
Die private Krankenversicherung steht nicht allen offen. Beamte und Freiberufler dürfen hinein, ebenso gutverdienende Arbeitnehmer mit mindestens 49.900 Euro Jahresbruttoeinkommen. Gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen bieten PKV-Unternehmen bessere Leistungen. Vor der Unterschrift unter den Vertrag sollte aber eine scharfe Brille aufgesetzt werden: Fallstricke lauern an verschiedensten Stellen.
Es beginnt schon bei der Mitversicherung von Familienangehörigen. Jedes Familienmitglied braucht für die private Krankenversicherung eine eigene Police – kostet also Geld. Kinder werden beim besser verdienenden Elternteil versichert – und zwar so lange, bis sie selbst versicherungspflichtig werden. Dieser Fall tritt zum Beispiel mit Beginn der eigenen Berufsausbildung ein. Schüler und Studenten sind aber noch über die Eltern versicherbar. Das lohnt sich oft aufgrund der besseren Leistungen der PKV gegenüber der gesetzlichen Versicherung.
Privat-Leistungen stellen gesetzliche in den Schatten
Bessere Leistungen sind das herausragende Merkmal, mit dem die private Krankenversicherung gegenüber der gesetzlichen punktet. Standardmäßig gehören Chefarztbehandlung und Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus dazu. Spitzenärzte verlangen allerdings oft ein Mehrfaches der ärztlichen Gebührenordnungen; eine gute private Krankenversicherung erstattet mindestens den 3,5‑fachen Satz. Freie Krankenhauswahl ist aber immer enthalten. Das ist wichtig, da bestimmte Krankheiten nur in Spezialkliniken optimal behandelt werden können. Hohe Rechnungen können bei Zahnersatz fällig werden. Die private Krankenversicherung bietet hierbei Leistungen zwischen circa 60 und 100 Prozent Erstattung an. Bei einem hohen Prozentsatz steigt der Monatsbeitrag allerdings erheblich an.
Beim Auslandschutz gibt es eine wichtige Unterscheidung: Geringere Leistungen sehen Rücktransport nur vor, wenn er „medizinisch notwendig“ ist; bei besseren Angeboten genügt es schon, wenn er „medizinisch sinnvoll“ ist – zum Beispiel wenn die Standards der Krankenbehandlung im Ausland nicht an unsere hohen Standards heranreichen.
Die private Krankenversicherung hat auch Tücken
Keine private Krankenversicherung kann auf Dauer Spitzenleistungen zu Dumpingpreisen bieten. Deshalb ist Vorsicht angesagt, wenn Gesellschaften mit extrem günstigen Einstiegstarifen locken. Die Leistungen können zwar in Ordnung sein, aber später muss mit erheblichen Beitragserhöhungen gerechnet werden. Tarifexplosionen haben schon manchen in finanzielle Schieflage gebracht. Auch Selbstbeteiligungen sind nicht immer ein finanzielles Heilmittel. Günstigere Prämien werden oft durch Eigenanteile an Rechnungen aufgezehrt. Wer später auf Selbstbeteiligung verzichten will, muss wieder eine Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen.
Auch beim Krankentagegeld sind einige Überlegungen sinnvoll. Bei Krankheit von Arbeitnehmern endet nach sechs Wochen die Lohnfortzahlung; ab dem 43. Tag sollte es also Krankentagegeld geben. Selbständige können ein gestaffeltes Krankentagegeld vereinbaren, das bereits früher einsetzt – bei ihnen gibt es ja keinerlei Lohnfortzahlung. Die bloße Existenzabdeckung sollte nach einigen Wochen in einen vollen Einkommensersatz übergehen.
Wer alle Ratschläge beherzigt, wird viel Freude an seiner privaten Krankenversicherung haben. Um auf Nummer Sicher zu gehen, empfiehlt es sich stets, fachmännischen Rat einzuholen. Dabei kann auch der individuell notwendige Leistungskatalog ermittelt werden.
Die private Krankenversicherung will ihre Kunden durch konstant gute Leistungen überzeugen
Nicht jedem öffnet die private Krankenversicherung ihre Türen. Wer aber eintreten darf, sollte eine Mitgliedschaft in Erwägung ziehen. Die Leistungen sind in vielen Bereichen deutlich besser als bei den gesetzlichen Kassen. Der Umfang der gebotenen Leistungen hängt naturgemäß sehr stark vom gewählten Tarif ab.
Beamten und Selbstständigen steht die Tür zur privaten Krankenversicherung in der Regel weit offen. Bei Angestellten sieht das schon anders aus: Nur bei einem Jahresbruttoeinkommen von über 50.850 Euro jährlich öffnen sich die Pforten zur Privatversicherung. Wer weniger verdient, muss draußen bleiben. Um im Einzelfall abzuwägen, ob die private oder gesetzliche Krankenversicherung günstiger ist, muss man zunächst einmal das Leistungsspektrum der PKV kennen.
Privatpatienten genießen besondere Freiheiten
Die Vorteile eines privat versicherten Kunden beginnen bereits, wenn er eine passende medizinische Behandlung sucht. Eine private Krankenversicherung gewährt im Allgemeinen freie Auswahl unter allen Ärzten, Zahnärzten und Krankenhäusern. Bei einer Schnupfenbehandlung spielt das keine große Rolle; bei seltenen Krankheiten kann das aber zu einem wichtigen Faktor werden. Schwierige Behandlungen und Eingriffe sollten besser von Spezialisten gemacht werden, die über genügend Erfahrung verfügen. So können Privatpatienten nicht nur eine Spezialklinik ihrer Wahl aufsuchen; in vielen Tarifen ist darüber hinaus auch die Behandlung durch den Chefarzt vereinbar. Für angenehmen Komfort beim Gesundwerden ist meistens auch gesorgt: Typische Leistungen von privaten Krankenversicherern sind Ein- oder Zweibettzimmer bei einer stationären Behandlung.
Private Krankenversicherung erstattet höhere Arzthonorare
Besonders qualifizierte Ärzte nehmen gerne ein etwas höheres Honorar. Für Privatpatienten ist das weniger problematisch als für Kassenpatienten – letztere müssten nämlich notfalls selbst für die Mehrkosten aufkommen. Eine private Krankenversicherung übernimmt dagegen meist die Kosten bis zum 2,3‑fachen Satz der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte). Zahnärzte verlangen häufig noch höhere Sätze; Privatpatienten bekommen deshalb oft den 3,5‑fachen Satz der GOZ (Gebührenordnung für Zahnärzte) erstattet. Noch höhere Gebühren dürfen Ärzte nur aufgrund einer besonderen Honorarvereinbarung berechnen; Leistungen für solche Fälle werden lediglich in wenigen Privat-Tarifen zugesagt.
Bessere Leistungen in vielen Bereichen
Generell ist die Kostenübernahme der privaten Versicherung auch bei Medikamenten, Untersuchungen und Behandlungen umfangreicher als bei gesetzlich Versicherten. Oft sind auch Rechnungen von Heilpraktikern erstattungsfähig – zumindest innerhalb bestimmter Grenzen. Zahnbehandlungen werden meist zu 100 Prozent übernommen; bei Zahnersatz liegen die Leistungen etwa bei 50 bis 80 Prozent der Rechnungssumme.
Auch bei Heilmitteln zeigen sich private Krankenversicherungen durchweg generöser als die gesetzlichen Kassen. Ob Massagen, Krankengymnastik oder Ergotherapie: Erstattungen von 80 bis 100 Prozent sind durchaus üblich! Außerdem entfallen für Privatpatienten eventuelle Zuzahlungen, wie sie Kassenpatienten oft leisten müssen.
Ein besonderes Kapitel sind die so genannten Hilfsmittel. Darunter versteht man alle Gegenstände, die eine Behinderung möglichst ausgleichen oder generell einen Heilungsprozess beschleunigen. Zu den Hilfsmitteln zählen beispielweise:
- Gehstützen,
- Gummistrümpfe und Einlagen,
- Krankenfahrstühle,
- Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen,
- orthopädische Schuhe,
- Herzschrittmacher oder auch
- Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte.
Generell beteiligen sich Privatversicherer an Hilfsmitteln stärker als die gesetzlichen Kassen. Dabei heißt es aber dennoch aufgepasst: Viele PKV-Unternehmen zählen bei ihren Leistungen genau die erstattungsfähigen Hilfsmittel auf. Dabei handelt es sich dann um so genannte „geschlossene Kataloge“.
Günstiger für den Kunden sind im Allgemeinen aber „offene Kataloge“, bei denen also keine einzelnen Hilfsmittel aufgezählt werden. Patienten können dann am medizinischen Fortschritt teilnehmen und neu entwickelte Hilfsmittel nutzen.
Private vs. gesetzliche Krankenversicherung: Experten beraten
Auch wenn die private Krankenversicherung generell bessere Leistungen als die gesetzliche Krankenkasse bietet, sollten Kunden auch einige Vorteile der gesetzlichen Krankenversicherung kennen:
- Oft werden häusliche Krankenpflege und Haushaltshilfen übernommen;
- Kinder und nicht arbeitende Ehepartner müssen keinen eigenen Beitrag zahlen;
- die Übernahme psychotherapeutischer Behandlungen ist oft unproblematischer als in PKV.
In einigen Fällen kann eine gesetzliche Krankenversicherung sogar die bessere Wahl sein. In der Regel aber punkten die privaten Versicherer durch ihre besseren Leistungen. Kunden sollten allerdings darauf achten, nicht auf billige Lockangebote hereinzufallen, deren Leistungen drastisch abgespeckt sind. Am besten zieht man einen fachkundigen Experten zu Rate, der mit der Materie gut vertraut ist.
Wer eine private Krankenversicherung mit einem Selbstbehalt vereinbart, sollte genau nachrechnen
Wer eine private Krankenversicherung besitzt, kann den leider immer wieder auftretenden Beitragserhöhungen mit verschiedenen Mitteln begegnen. Eines der Mittel heißt Selbstbehalt. Dabei verpflichtet sich der Kunde vertraglich, einen bestimmten Teil der Behandlungskosten aus der eigenen Tasche zu zahlen. Das kann sich lohnen.
Ein Selbstbehalt wird meistens für ambulante Behandlungen gewählt. Auch die Einbeziehung von Arzneimitteln ist möglich. In anderen Leistungsbereichen sind Selbstbehalte eher selten. In jedem Fall sollten sich Privatpatienten zunächst einmal genau überlegen, ob sich eine Eigenbeteiligung an den anfallenden Kosten überhaupt rechnet. Dabei kann die Höhe der Beteiligung eine wichtige Rolle spielen.
Angestellte sollten keinen hohen Selbstbehalt wählen
Liegt der Selbstbehalt nicht zu hoch, kann er eine attraktive Option zum Beitrags-Sparen sein. Beträge bis etwa 400 Euro pro Jahr reißen kein allzu tiefes Loch ins Portemonnaie; andererseits ist die monatliche Einsparung beim Versicherungsbeitrag spürbar. Wer eine private Krankenversicherung mit deutlich höheren Eigenbeteiligungen vereinbart, kann jedoch rasch ins Minus geraten. Vor allem Angestellte müssen genau rechnen: Der Arbeitgeber beteiligt sich zwar zur Hälfte am PKV-Beitrag, aber nicht am Selbstbehalt. Eine einfache Rechnung zeigt Festangestellten, ob sich ein Selbstbehalt lohnt:
½ Monatsbeitrag ohne Selbstbeteiligung
minus ½ Monatsbeitrag mit Selbstbeteiligung
minus monatliche Selbstbeteiligung
= monatliche Nettoersparnis
Selbstständige profitieren mehr
Selbstständige haben es „besser“, da sie sowohl den Arbeitnehmer- als auch den Arbeitgeberanteil selbst aufbringen. Folgerichtig profitieren sie von einem Selbstbehalt stärker: Er kommt ihnen zu hundert Prozent zugute. Bei ihnen sieht die Rechnung also so aus:
Zwölf Monatsbeiträge ohne Selbstbeteiligung
minus zwölf Monatsbeiträge mit Selbstbeteiligung
minus Selbstbeteiligung
= jährliche Nettoersparnis.
Allerdings sollten Selbstständige es nicht übertreiben: Wer einen zu hohen Selbstbehalt vereinbart, könnte bei längeren Krankheiten kräftig daran zu knabbern haben. Experten empfehlen, den Eigenanteil bei der privaten Krankenversicherung auf maximal 800 Euro pro Jahr zu begrenzen.
Private Krankenversicherungen mögen keine Reduzierungen beim Selbstbehalt
Ein guter Tipp zuletzt: Die Steigerung des Eigenanteils ist im Allgemeinen problemlos möglich; umgekehrt entstehen aber oft Probleme. Viele Gesellschaften zeigen sich bei Änderungswünschen nach unten sehr störrisch. Dem Kunden kann sogar eine erneute Gesundheitsprüfung ins Haus stehen. Der wirksamste Schutz vor solchen Unliebsamkeiten besteht darin, zunächst nur einen niedrigen Selbstbehalt zu vereinbaren; erhöhen kann man dann später immer noch.
Fragen rund um die private Krankenversicherung und ihre Detailprobleme beantworten jederzeit auch Fachleute, die mit der Materie gut vertraut sind. Sie kennen alle Tücken und wissen genau, wie ein Kunde die beste private Krankenversicherung für sich und seine speziellen Bedürfnisse findet.
Vorsicht vor Billigtarifen in der privaten Krankenversicherung
Fast 50 Unternehmen bieten in Deutschland private Krankenversicherungen (PKV) an. Entsprechend hart wird um Marktanteile gerungen. Nicht immer nutzt das Konkurrenzverhalten den Verbrauchern. Das gilt etwa bei dem Geschäft mit Neuverträgen zu Niedrigprämien. Der allzu günstige PKV-Einstieg kann teuer werden: Versicherte bekommen weniger Leistungen und später oft saftige Beitragserhöhungen präsentiert.
Billige private Krankenversicherungen werden in der eigenen Branche kritisch gesehen: „Von Billigtarifen hat der Versicherte am Ende nichts.“ Diese Aussage stammt von PKV-Verbandschef Reinhold Schulte, der zugleich Chef der Versicherungsgruppe Signal-Iduna ist. Auch der Konkurrent Süddeutsche Krankenversicherung begegnet den preiswerten Policen mit Skepsis und verweigert sich den Niedrigtarifen. Zwei Hauptgründe gibt es für die Ablehnung der Discount-Tarife: Zu hoch ist die Beitragsunsicherheit und zu niedrig das Leistungsniveau.
Vermeintlich billige Angebote können teuer werden
Eine billige private Krankenversicherung ist ab rund 50 Euro zu haben. Wer jung und gesund ist, bekommt attraktiv klingende Angebote: Einen 30-jährigen Selbstständigen umwirbt Axa zum Beispiel mit einer anfänglichen Monatsprämie von rund 58 Euro.
Die HUK-Coburg kalkuliert für den Beispielversicherten pro Monat 76 Euro. Die R+V bietet einen Niedrigtarif zu 94 Euro an. Arag, Barmenia, Central und andere Anbieter haben Policen für unter 150 Euro im Programm.
Für viele Kunden sieht die Beitragsrealität allerdings bald anders aus: Wenn sie älter werden und häufiger Leistungen in Anspruch nehmen, steigen die Prämien nicht selten kräftig. Wer nicht erneut in einen preiswerten Tarif für Bestandskunden wechseln kann, droht in eine Beitragsspirale zu geraten.
Für die Versicherten können sich mit zunehmendem Alter die vermeintlichen Vorteile eines Discounttarifs ins Gegenteil verkehren: Sie zahlen mitunter am Ende mehr als ein Versicherungsnehmer im stabileren Normaltarif.
Um diesen Bumerang-Effekt zu verhindern, sollten Verbraucher vor dem Vertragsabschluss oder einem Vertragswechsel klären, welche Anbieter ihren Kunden einen Tarifwechsel, also einen Wechsel in einen anderen Tarif des gleichen Anbieters, ermöglichen. Vorsicht ist auch bei Spezialtarifen geboten, die ausschließlich Neukunden offen stehen.
Tarifspektrum privater Krankenversicherungen nutzen
Die PKV zum Discountpreis kann unter dem Strich nicht nur mehr kosten als ein Normaltarif. In aller Regel bietet ein allzu günstiger Tarif auch schlechtere Leistungen: Ein Einbettzimmer im Krankenhaus oder die Chefarztbehandlung gibt es nun mal nicht zum Spartarif.
Fazit: Preiswerte Einsteigertarife sind auf den ersten Blick verlockend. Vielfältige Leistungseinschränkungen und vor allem die unsichere Beitragsperspektive sprechen jedoch gegen Discount-Angebote. Wer auf preiswert statt billig setzt, findet unter den mehr als 2.000 Tarifen und Vertragsvarianten ausreichend Alternativen zu den Billigtarifen. Die Auswahl eines gleichsam preiswerten, beitragsstabilen und leistungsfähigen Tarifs ist jedoch nicht ganz einfach. Honorarberater und erfahrene, anbieterunabhängige Versicherungsmakler verfügen jedoch in der Regel über ausreichende Marktkenntnisse und Analysewerkzeuge, um nachhaltig preiswerte und leistungsstarke Tarife aus dem breiten Angebotsspektrum auswählen zu können.